Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht. Deshalb steht Vermeidung an erster Stelle der sogenannten „Abfallhierarchie“, die von Expertinnen und Experten wie Axel Subklew empfohlen wird. Als Sprecher der Initiative „Mülltrennung wirkt“ setzt er sich dafür ein, Wertstoffe, wenn sie schon weggeworfen werden, auf die richtige Art und Weise zu entsorgen. Denn nur so können sie recycelt und wertvolle Ressourcen gespart werden. „Das Thema Mülltrennung ist nicht nur Selbstzweck, sondern leistet einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz“, sagt er. Im Alltag dafür zu sorgen, dass gar nichts mehr weggeworfen werden muss, ist schwierig. Lebensmittel zum Beispiel werden ja meist verpackt in Plastik, Glas oder Papier verkauft. Aber wie lässt sich die Menge dessen, was in der Tonne landen muss, reduzieren?
Wir haben Mieterinnen und Mieter nach ihren persönlichen Tricks gefragt, wie sich im Alltag Müll vermeiden lässt. Viele davon beziehen die Nachbarschaft mit ein, einige betreffen den eigenen Haushalt. Die besten Ideen stellen wir Ihnen hier als Inspiration für Ihren Alltag vor. Denn die 37 Millionen Tonnen Müll, die in Deutschland pro Jahr im Haushalt entstehen, können nur reduziert werden, wenn alle an einem Strang ziehen.
Idee 1: Lebensmittel mit der Nachbarschaft teilen
Jeder Mensch in Deutschland wirft im Durchschnitt etwa 78 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr weg. Das ist zu viel, finden Lena Gließner und Kevin Collins aus Dortmund. Deswegen retten sie über den Verein „foodsharing“ Essen vor der Tonne. Den beiden war das aber noch nicht genug. Sie wollten die geretteten Lebensmittel direkt an ihre Nachbarinnen und Nachbarn weitergeben. So entstand die Idee für die Grüne Kiste, eine Verteilerstation, die das Paar in seiner Nachbarschaft aufgestellt hat. Hier können sich alle Anwohnerinnen und Anwohner beteiligen und zum Beispiel Obst aus dem eigenen Garten oder Lebensmittel, die sie aussortiert haben, an andere weitergeben. Das Konzept geht auf. „Alle dürfen sich bedienen – und das tun sie auch. Sobald wir die Grüne Kiste befüllen, ist sie nach zehn Minuten wieder leer“, erzählt Lena Gließner.
Foto: Simon Bierwald / INDEED Photography
Idee 2: Mit einer Wurmkiste Bioabfall zu Dünger machen
Lebensmittelabfälle in den Restmüll werfen? „Das ist doch Verschwendung“, sagt Susanne Miericke aus Elstal. Schließlich könnten Gemüsereste, Kaffeesatz und Eierschalen auch zu Dünger werden. Und das sogar im eigenen Haushalt. Bei ihr im Keller steht deswegen seit Kurzem eine Wurmkiste. „Man könnte die Kiste aber auch in der Küche oder auf dem Balkon aufstellen, denn sie riecht nicht“, versichert sie.
Damit die Würmer sich in der Kiste wohlfühlen, müssen sie regelmäßig gefüttert werden. Bis zu 400 Gramm können sie am Tag bekommen, wenn sie angefüttert sind. Nach einem halben Jahr sollen erste Erfolge sichtbar sein: Dann wird Susanne Miericke wertvollen Humus und eine Flüssigkeit namens „Wurmtee“ erhalten, mit der sie zum Beispiel ihre Zimmerpflanzen düngen kann.
Foto: Thomas Meyer/OSTKREUZ
Idee 3: Einen Ort zum Tauschen und für Gespräche schaffen
Das Hamburger Stadtteilbüro Wilhelmsburg Ost befindet sich im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses von Vonovia. Seit Januar 2024 steht im Fenster ein Tauschregal. Nachbarinnen und Nachbarn können hier Dinge abgeben, die sie nicht mehr brauchen, damit andere sie weiternutzen können. Birte Diekmann (im Foto rechts) von der gemeinnützigen Lawaetz Stiftung führt das Büro im Auftrag des Bezirksamtes.
Inspiration für das Tauschregal lieferten Bücherboxen. Hinzu kommt: „Kolleginnen und Kollegen in anderen Stadtteilbüros haben schon länger solche Regale und berichteten nur Gutes“, erzählt sie. Den positiven Erfahrungen kann sich Birte Diekmann inzwischen nur anschließen. „Wir nehmen alles außer Textilien“, sagt sie. „Funktionstüchtig und gut erhalten muss es sein.“ Bisher waren es meist Bücher, Dekogegenstände und Küchenutensilien, die im Regal ihren Platz fanden.
„So ein Angebot hat uns hier im Viertel gefehlt“, sagt Tuğçe Kılıçtaş (im Foto links). Die Studentin ist oft hier – ehrenamtlich: Sie ist Sprecherin des Quartiersbeirats, der im Stadtteilbüro für Planungstreffen zusammenkommt, und Teil der Frauen-Engagement-Gruppe, die Feste im Viertel organisiert. Das Tauschregal ist für die beiden Frauen ein weiterer guter Ort, an dem die Nachbarschaft ins Gespräch kommen kann, während fast nebenbei die unterschiedlichsten Gegenstände ein neues Zuhause finden.
Foto: Thomas Meyer/OSTKREUZ
Idee 4: Gemeinsam kaputte Geräte reparieren
KLuG – das steht für „Köln lieben und gestalten“. Genau das tut Martien Bakker im Kulturzentrum Liebig257, das vom KLuG-Verein als Nachbarschaftsort für Kreativität und Austausch gegründet wurde. Die Räume stellt Vonovia dem Verein mietfrei zur Verfügung. Der Produktentwickler ist dort für das Repair Café zuständig. Alle zwei Wochen kann man hier vorbeischauen, um kaputte Dinge in der Werkstatt zu reparieren. Die Devise lautet „Hilfe zur Selbsthilfe“. Er will den Gästen beibringen, ihre Geräte selbst zu reparieren. Martien Bakker erinnert sich noch an seinen ersten Stammgast, der immer wieder mit etwas aus seinem Keller zu ihm kam.
Das Angebot wird von den Kölnerinnen und Kölnern sehr gut angenommen. Wenn viele Menschen mit ihren kaputten Küchengeräten und Bluetoothboxen ins Repair Café kommen, kann es schnell wuselig werden. „Improvisationstheater mit Schraubenzieher“, nennt es Martien Bakker liebevoll. Aber er versucht stets, eine Reparaturlösung zu finden – auch bei seinen „Endgegnern“, wie er sie nennt: den Kaffee-Kapselmaschinen.
Foto: Jordis Antonia Schlösser/OSTKREUZ
Idee 5: Kreativ werden und upcyclen
„Warum werden so viele Sachen weggeworfen?“, fragt sich Maria Matache aus Berlin-Lichterfelde oft. „Ich kann doch daraus noch etwas Schönes machen.“ Und Ideen, was das werden könnte, hat die Buchhalterin immer. Das Tablett in ihrer Hand war uralt und nicht mehr schön. Mit einer handgemachten griechischen Stoffserviette auf der Ablagefläche sieht es wieder gut aus und kann weitergenutzt werden.
„Auch meine Seife mit verschiedenen Düften mache ich selbst“, erzählt sie. Das spart Verpackungsabfall, denn sie nutzt ausschließlich Zutaten, die schon im Haus sind: Speiseöl, Natron und Wasser. Und für den Duft der Seife benutzt Maria Matache beispielsweise übrig gebliebene Zitronenschalen.
Foto: Thomas Meyer/OSTKREUZ
Sie haben auch eine Idee, die Sie mit anderen Mieterinnen und Mietern teilen wollen?
Oder möchten Sie uns Anregungen, Kritik oder Vorschläge zusenden? Dann freut sich das Redaktionsteam unseres Kundenmagazins „zuhause“ über Ihre E-Mail an: zeitung@vonovia.de.